Bauchgefühl und Intuition

 „Höre auf dein Bauchgefühl!“ und „Folge deiner Intuition!“, hört man nicht nur in unserer spirituellen und magischen Community sehr häufig. Und damit ist man oft auch wirklich gut beraten, denn es ist ein sehr guter Berater, zumindest häufig.
Das Bauchgefühl, unsere Intuition, kann unheimlich schnell Entscheidungen treffen. Viel schneller, als wenn wir über etwas nachdenken.

Meistens liegt man mit dem Bauchgefühl genau richtig, doch manchmal kann es einen auch in die Irre führen.

Wie funktioniert das Bauchgefühl?

Das Bauchgefühl, die Intuition, besteht eigentlich aus Emotionen. Bei einer Entscheidung wird im Gehirn von jeder Option eine Vorstellung erzeugt, welche mit einer Emotion verknüpft ist. Im Bruchteil von Sekunden bekomme ich eine Vorstellung davon, wie ich mich bei welcher Entscheidung eventuell fühlen würde. Das passiert mal bewusster, oft völlig unbewusst. Teilweise entsteht sogar eine körperliche Reaktion, wie Gänsehaut, ein Lächeln oder der Magen krampft sich zusammen. 

Wie die Vorstellung, die das Gehirn erzeugt, letztlich aussieht und damit auch die Emotionen, die wir damit verbinden und das Bauchgefühl, dass sich daraus ergibt, hängt also stark vom eigenen Wissen, den individuellen Vorerfahrungen und auch Annahmen ab.
Daher speist sich die Intuition aus den eigenen Erfahrungen, Glaubenssätzen (positiven und negativen), vorhandenen Kenntnissen, Ängsten, Vorurteilen sowie den Werten und Wünschen.
 

Beispiele

Vor 20 Jahren hatte ich eine Freundin, die mir von ihrer fiesen Katze erzählt hat. Besagte Katze hat immer hinter der Tür gelauert und wenn jemand durch die Tür kam, hat sie die Füße attackiert, gekratzt und ist dann davongelaufen. Ein fieses Miststück.
Jahre später habe ich ein Fernstudium zur Katzenverhaltensberaterin gemacht und viele Kurse über Katzenverhalten besucht. Ich habe gelernt wie und warum sich Katzen in unterschiedlichen Situationen verhalten, wie sie es tun.
Heute bewerte ich dieselbe Geschichte, mit der Katze hinter der Tür, intuitiv vollkommen anders. Heute tut mir die Katze leid, weil sie sehr wahrscheinlich völlig unterfordert war und das einzige Tageshighlight war dieses Spiel, bei dem es endlich mal etwas Action gab, in einem sonst total langweiligen Alltag.
Meine intuitive Reaktion ist vollkommen anders, weil ich mehr Informationen bekommen habe, aber nicht über die konkrete Situation, sondern über das Verhalten und Lernverhalten von Katzen im Allgemeinen.

Für alle, denen Katzen nicht so liegen noch ein Hunde-Beispiel.
Zwei Personen gehen im Winter mit ihren neuen Hunden Gassi. Vielleicht sind die Hunde jung, vielleicht aus dem Tierheim. An der Straße setzen sich beide Hunde, trotz Aufforderung nicht hin.
Die Person, die glaubt, der Hund tut dies, weil er respektlos ist oder zeigen will, wer das sagen hat, handelt intuitiv auf eine bestimmte, vermutlich nicht so nette, Art und Weise.
Die Person, die die Idee hat, dass seinem pelzigen Begleiter der Boden zu kalt sein könnte, dass er vielleicht noch gar nicht weiß, was sie von ihm will, weil er das Signal „sitz“ gar nicht kennt, oder dass Hundi einfach gerade viel zu überfordert mit den ganzen neuen Eindrücken sein könnte, wird intuitiv vollkommen anders handeln, vermutlich freundlicher.
Alles basierend auf den eigenen Gedanken, Glaubenssätzen und Werten.

Und natürlich noch zu einem Beispiel aus dem Bereich Spiritualität.
Ich lese zum Beispiel im Zusammenhang mit Göttern oft „Ich höre ganz auf meine Intuition, warum sollte ich in Bücher gucken, meine Intuition sagt mir alles!“
Nehmen wir an, jemand hat Kontakt zu einer neuen Gottheit und intuitiv weiß diese Person, dass es sich um Odin handelt. Vielleicht, weil die Gottheit sich mit nur einem Auge zeigt oder es waren zwei Raben beteiligt, vielleicht ist es sogar etwas, was diese Person gar nicht richtig benennen kann, dieses intuitive Wissen ist einfach da.
Es gibt Kontakt und dann teilt Odin dieser Person, auf welchem Weg und warum auch immer mit, dass Lügen echt nicht in Ordnung ist. Wer etwas mehr in die Mythologie von Odin geschaut hat, wird jetzt vielleicht stutzig werden. Odin ist ein Trickster. Er lügt, betrügt und bringt nicht selten auch seine eigenen Anhänger in Schwierigkeiten. Warum sollte er, für den das Alltag ist, Lügen nicht in Ordnung finden?
Wer nur auf die Intuition hört und nicht in Quellen schaut, wird das nicht bemerken. Wer das dagegen tut, die Intuition also mit Wissen unterfüttert, wird hier intuitiv stutzig und bekommt vielleicht mit, dass man es mit einem anderen Trickster zu tun haben könnte. Oder gar kein Trickster, sondern einfach eine andere Gottheit? Vielleicht eine, die die Person gar nicht kennt, weshalb sie die Zeichen falsch gedeutet hat?
Letzteres ist mir passiert, trotz Mythologiekenntnissen.
Eine Göttin, begleitet von einem Pfau in einem griechischen Tempel – ganz eindeutig Hera, sie sprach sogar von Zeus. Tja... wie sich nach Monaten und mit besseren Geistreise- und römischen Mythologiekenntnissen herausstellte, war es kein griechischer, sondern ein römischer Tempel und sie hat nicht von Zeus gesprochen, sondern von Jove (Jupiter) und es war nicht Hera, sondern Juno. Upsi.
Was war passiert?
Ich war (und bin) vertrauter mit dem griechischen Pantheon und hatte mich viel mehr damit befasst, als mit dem römischen. Also bin ich auf Hera gekommen, aber nicht auf Juno. Und da alles durch den Filter Kopf – durch das, was ich bereits weiß, meine Vorstellungen und Erfahrungen – geht, habe ich die Signale (und sogar Worte) falsch verstanden.

Und nun?

Heißt das jetzt, Intuition bringt nichts?
Ganz und gar nicht!
Das Bauchgefühl, die Intuition, kann ein sehr guter Ratgeber sein.
Ich denke, es ist wichtig, sich bewusst zu sein, was alles in die Intuition mit hinein spielt, um sie besser einschätzen zu können – Ängste, Erfahrungen, Glaubenssätze, vorhandene Kenntnisse, Vorurteile, die eigenen Werte und Wünsche. Deshalb auch dieser Blogbeitrag.
Wir treffen täglich viele Entscheidungen. Was ziehe ich an? Was frühstücke ich? Welche Opfergaben gibt es heute für Gottheit xy? Welche Kräuter verwende ich für den Zauber?
Entscheidungen über das Bauchgefühl gehen schneller und stimmen mit unseren Werten, Vorstellungen, Wünschen und Glaubenssätzen überein, deshalb fühlen sie sich besser an.
Manche Personen entscheiden mehr intuitiv, andere häufiger mit dem Kopf. Und manchmal, wenn wir rational mit dem Kopf entscheiden wollen, gewinnt dennoch das Buchgefühl.
Hast du schon mal, um zu einer Entscheidung zu kommen, eine Pro- und Contra-Liste angelegt? Manchmal hat man dann zu viele Punkte auf der falschen Seite und ist enttäuscht, dass rational viel mehr dagegen spricht, als dafür, oder umgekehrt. Dann hast du eigentlich schon vorher unbewusst, intuitiv, deine Entscheidung getroffen, ohne es wahrzunehmen, bevor du mit der Liste rational an die Sache herangegangen bist. 
Das Gleiche zeigt sich, wenn man für eine Entscheidung eine Münze wirft. Landet dann eine Seite oben und du denkst dir „ach Schade, die andere Seite wäre besser gewesen“, weißt du, was dein Bauchgefühl dir sagt.
Was am Ende wirklich die bessere Entscheidung ist, werden wir vielleicht nie wissen, wenn wir nicht beides tun (können). Und es muss auch nicht schlecht sein, auf die Intuition zu hören, obwohl die Pro-Contra-Liste dagegen spricht.


Das Bauchgefühl kann ein wunderbarer Berater sein, vor allem, wenn wir es mit Wissen unterfüttern und dazu gehört auch Wissen über uns selbst. Die eigenen Glaubenssätze, Werte und Wünsche kennen ist daher sehr wichtig. Sich aber auch bewusst zu sein, dass wir alle Vorurteile, Ängste und Wissenslücken haben, die ebenfalls in unser Bauchgefühl mit rein spielen ist vielleicht sogar noch wichtiger. Wenn man dies im Hinterkopf hat, kann die Intuition, meiner Erfahrung nach, noch hilfreicher sein. 

 

Quellen

Limbi - Der Weg zum Glück führt durchs Gehirn von Tiki Küstenmacher

 

wissenschaftliche Hintergründe vom Bauchgefühl: https://psychotherapie-rupp.com/tag/woher-kommt-unser-bauchgefuhl/


 

11.10.2024

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